nerd alert
Ich komponierte mein erstes Lied mit sieben Jahren auf dem Klavier. Etwa zu dieser Zeit machte mich mein Vater (selbst Produzent) mit seinen Synthesizern bekannt. Ich war sofort Feuer und Flamme. Man konnte mich in unserem Keller finden, wo ich fieberhaft die genaue BPM eines Bass-Arp-Presets heraushörte, damit ich den Rest meines Tracks darauf ausrichten konnte.
Mit meiner unerschöpflichen Energie und meinem Wissensdurst ecke ich schon immer an. Bereits seit der Grundschule wird mir vermittelt: So, wie ich bin, kann ich nicht bleiben, wenn ich dazugehören möchte. Die Flügel wurden mir damals gehörig gestutzt und meine Lust am Komponieren verwelkte für fast 25 Jahre.
Durch das Eintauchen in musikalische Subkulturen wie Metal und Gothic erfuhr ich als Jugendliche zum ersten Mal, wie sich Zugehörigkeit anfühlt. Die Musik dieser Welt, geprägt von Emotionen wie Melancholie, Wut, Verzweiflung und Hoffnung, ließ mich in jeder freien Minute in meinen Kopfhörern versinken. Szene-Treffpunkte wie Konzerte, Festivals und Clubs sind bis heute Orte, an denen ich mich wie ein Fisch im Wasser fühle, schwarz immer noch die Farbe, die meinen Kleiderschrank dominiert.
die träume der anderen sind nicht meine
Voller Tatendrang stürzte ich mich als Erwachsene auf alles, was ich spannend fand. Ich glaubte, wenn ich nur hart genug an der Verwirklichung der Vision anderer arbeitete, würde ich mich irgendwann endlich auch in der „normalen“ Gesellschaft zugehörig fühlen. In der Musik scheiterte Band nach Band an diesem Anspruch.
An einem Moment in meinem Leben, als ich vom Grunde eines tiefen Lochs die Sonne nur noch verschwommen sehen konnte, begriff ich: Wenn ich hier herauskommen wollte, durfte ich nicht weiter versuchen, in fremde Gefüge zu passen. Also kaufte ich eine Cubase-Lizenz und stellte mich meinen Dämonen – steckten nach all der Zeit noch Melodien in mir?
Zu meiner grenzenlosen Überraschung strotzte ich nur so vor Songideen. Innerhalb weniger Monate produzierte ich meine erste EP „Hello, my name is“, während sich auf meinem PC Dutzende von Projekten stapelten. Meine gestutzten Flügel waren nachgewachsen und trugen mich ohne Umschweife auf meine kreative Spielwiese, auf der ich keine Kompromisse machen muss, um reinzupassen.
Kommst du mit mir spielen?